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DAAD & EUA Runder Tisch am 29. Juni 2023 in Brüssel

© DAAD

Interessenvertretende aus ganz Europa kamen zusammen, um gemeinsam bestehende, entstehende und geplante Unterstützungsinitiativen und -programme zu erörtern und tauschten sich zu Ideen über den künftigen Handlungsbedarf aus. Dazu gehörte auch eine Diskussion über mögliche spezielle EU-Programme zur Unterstützung gefährdeter Studierender, Forschender und Lehrender.

In den letzten Jahren ist die Notwendigkeit, gefährdete Studierende und Akademikerinnen und Akademiker zu unterstützen, drastisch sichtbar geworden. Die angespannte politische Lage in Afghanistan, Weißrussland und Iran sowie der russische Angriffskrieg in der Ukraine – um nur einige zu nennen – zeigen, dass die Europäische Union eine entscheidende Rolle spielt, um einen sicheren Hafen für Personen zu bieten, die ihre Hochschulausbildung bzw. wissenschaftliche Laufbahn nicht fortsetzen können.

In vielen europäischen Ländern wird die Unterstützung von Hochschulen geleistet, oft mit organisatorischer und manchmal auch finanzieller Unterstützung von internationalen Organisationen wie Scholars at Risk (Link) oder dem IIE Scholars Rescue Fund (Link). Die Diskussion über die Unterstützung von gefährdeten Akademikerinnen und Akademikern wurde in verschiedenen Zusammenhängen fortgesetzt, auch durch InSPIREurope und sein Folgeprojekt (Link), das im Rahmen der Marie Skłodowska-Curie-Maßnahmen (MSCA) der EU finanziert wird. Neben Vernetzung, Sensibilisierung, Informations- und politischer Arbeit, bildete diese Initiative 2021 die Grundlage für die Einführung des Programms zur Bereitstellung von Stipendien für die Ukraine (MSCA4Ukraine, Link).

Eine gewisse Unterstützung auf europäischer Ebene für gefährdete Studierende wird im Rahmen des Programms Erasmus+ gewährt. Keine dieser Maßnahmen hat bisher zu einem dauerhaften und gut sichtbaren Instrument geführt, das für eine systematischere Unterstützung von gefährdeten Studierenden und Akademikerinnen und Akademikern eingesetzt werden könnte. Dies hat den Ruf nach der Einrichtung von Initiativen auf europäischer Ebene laut werden lassen, die eine europaweite Unterstützung bieten könnten, auch im Hinblick auf die Koordinierung und Zusammenarbeit.

Nach einer herzlichen Begrüßung durch Michael Gaebel, Leiter des Referats Hochschulpolitik bei der EUA, und Michael Hörig, Leiter der DAAD-Außenstelle Brüssel, tauschten die 21 Teilnehmenden aus ganz Europa in einer Tour de Table ihre Erfahrungen zu diesem Thema aus. Anschließend fanden 13 Pitches von Programmen und Initiativen statt, die einen Einblick in die Ziele und jüngsten Entwicklungen von PAUSE (Link), dem IIE Scholar Rescue Fund (Link), der Philipp Schwartz Initiative (Link), InSPIREurope+ (Link), MSCA4Ukraine (Link), Cara (Link), MEnS (Link), dem Hilde Domin-Programm (Link) und Student at Risk Norway (Link) gaben. Auch die European Student Union (ESU) sowie Vertretende aus Finnland, Schweden und der Schweiz stellten neue und geplante studieninitiierte Programme bzw. Initiativen vor. Steven Misljencevic von der Generaldirektion Forschung und Innovation, gab einen Überblick über die auf Kommissionsebene ergriffenen Maßnahmen.

Die wichtigsten Erkenntnisse des Runden Tisches

  • Die Repräsentantinnen und Repräsentanten der Förderprogramme und -initativen sind in hohem Maße engagiert und an einer Zusammenarbeit auf europäischer Ebene interessiert;
  • Der Bedarf an Unterstützungsmaßnahmen ist aufgrund der aktuell zahlreichen Krisen, deutlich gestiegen;
  • Es gibt Synergien zwischen den Programmzielen und den erforderlichen Unterstützungsmechanismen für Studierende und gefährdete Akademikerinnen und Akademiker. Es wird empfohlen, die Bemühungen zu diversifizieren, zu verstärken und zu vervielfältigen, und sich an synergetischen Maßnahmen zu beteiligen.

In Bezug auf das gemeinsame Engagement der Interessengruppen erkennen die Teilnehmeden den Wert:

  • Einer Fortsetzung der Diskussionen darüber, wie die Zusammenarbeit operationalisiert werden kann, z. B. durch gemeinsame Elemente in den Auswahl- und Nominierungsverfahren der verschiedenen Programme;
  • Etwaig spezifischer, nach Risikokategorien differenzierter Wege für einen zielgruppenorientierten Ansatz angesichts der komplexer gewordenen und oft gleichzeitig auftretenden Notsituationen;
  • Einer engen Zusammenarbeit mit Ministerien und Botschaften, insbesondere wenn Einwanderung ein sensibles Thema ist;
  • Der Gewährleistung von Transparenz beim Übergang von einem akademischen Zyklus zum nächsten (z. B. von der Master- zur Promotionsphase) und der Weitergabe von Information zu den die darauffolgende Phase betreffenden Förderbedingungen und -kriterien für die Programmförderung.

Für die europäische politische Ebene halten die Teilnehmenden fest, dass:

  • Der Aufruf der Europäischen Kommission im Rahmen der vorbereitenden Maßnahme 2023, der darauf abzielt, Verfahren für ein Stipendiensystem für gefährdete Forschende zu entwickeln, zu testen und zu validieren, ein willkommener Schritt in die richtige Richtung ist;
  • Ein transparenter Unterstützungsmechanismus auf europäischer Ebene, z. B. eine Drehscheibe als erste Anlaufstelle für gefährdete Studierende, einen Überblick über bestehende Unterstützungsmechanismen und -möglichkeiten bieten und die bestehenden nationalen Unterstützungsstrukturen ergänzen könnte;
  • Der Aufbau institutioneller Kapazitäten in politisch angespannten Regionen/Ländern ratsam ist, beispielsweise durch Partnerschaftsinitiativen, um eine Wiedereingliederung im Heimatland zu erleichtern.

Der DAAD Brüssel und die EUA danken allen Teilnehmenden für den fruchtbaren Austausch, der fortgesetzt werden soll.

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